Turnier - Langes Schwert - Regeln

Treffer - Punktevergabe - Wertungen

Trefferanzeige & Beenden einer Kampfsituation
Die Hauptkampfrichter beenden den Kampf stets durch Pfiff mit der Trillerpfeife (alternativ lautes Rufen von "Stopp"), wenn:

  • Sie einen Wirkungstreffer (Mannstoppend) sehen.
  • Sie einen zweiten leichten Treffer vom selben Kämpfer sehen (2 x Vorteil).
  • Sie eine Situation erkennen, die eine Gefährdung für einen Kämpfer bedeuten könnte (z.B. nicht fest sitzende Ausrüstung etc.).
  • Sie eine Situation erkennen, die voraussichtlich zu keinem klaren Punkt führt (z.B. festgefahrenes Ringen).

Wirkungstreffer = 1 Punkt
Ein Wirkungstreffer bedeutet einen Treffer anzubringen, der einen „realen“ Kampf beenden würde. Entweder durch Tod eines Fechters, einen so starken Schaden gegen Gliedmaßen das dies zum Verlust dieser Gliedmaße führen oder ein Weiterkämpfen unterbinden würde, das Niederringen zu Boden oder den Verlust der Waffe. Wirkungstreffer sind:

  • Eindeutige Stiche mit Tiefe, zum Leib und Kopf.
  • Klare gedrückte / gezogene Hiebe (starke Wirkungstreffer) gegen Kopf und Rumpf.
  • Starke, absolut eindeutige, kraftvolle Hiebe gegen Arme und Beine („Verlust einer Gliedmaße“).
  • Hebel / Ringen / Wurf.
  • Wenn ein Kämpfer aufgibt (durch Ruf von Stopp, abklopfen oder Erheben der Hände über den Kopf).
  • Sobald ein Kämpfer die Kampffläche mit einem oder beiden Füßen verlässt.
  • Sobald ein Kämpfer seine Waffe verliert.

Vorteil:
Ein Vorteil ist ein leichter Treffer, der zwar eine Verwundung des Kämpfers hervorrufen, aber den Kampf nicht unbedingt oder zwangsläufig stoppen lassen würde. Der Kampfrichter deutet den Vorteil durch Rufen von Farbe & Vorteil an. Dies ist vor allen Dingen wichtig bei Handtreffen mit anschließendem „Weiterarbeiten“ z.B. Krumphauen etc. Der Kampf wird immer weitergeführt und soll von den Kämpfern nicht unterbrochen werden! Sobald ein Kämpfer einen Vorteil errungen hat, hat er die Chance mit einem weiteren leichten Treffer bzw. Vorteil einen „vollen Punkt“ zu erzielen. Gelingt dem anderen Fechter ebenso ein leichter Treffer, wird der Kampf so lange fortgeführt, bis einer der Kämpfer einen weiteren leichten Treffer anbringen kann.
Vorteile / leichte Treffer:

  • Zecken gegen Leib und Hände.
  • Sehr schwache Wirkungstreffer gegen Kopf (z.B. leichte Scheitelhaue mit kurzer Schneide bei kraftlosem Duplieren etc.)
  • Leichte Schnitte gegen den Leib / Rumpf ohne Ausholen und ohne große „Schnittlänge“ (z.B. in einer Ringen - Situation)
  • .
  • Einhändige Treffer - deren überhaupt auftretende Wirkung liegt aber immer im Ermessen der Richter.

Verboten:
Verbotene Angriffe führen in jedem Fall zu einer Verwarnung. Sollte jedoch eine Absicht / Vorsätzlichkeit von beiden Hauptkampfrichtern festgestellt werden, so kann der Kämpfer mit sofortiger Wirkung disqualifiziert und damit aus dem Turnier gewiesen werden.
Verboten sind:

  • Unkontrolliert harte bzw. brutale Hiebe / Angriffe mit voller Wucht! Solche Hiebe sehen wir als Fahrlässigkeit oder Vorsatz einen Kampfgegner real verletzen zu wollen.
  • Angriffe mit Kreuzstange
  • Angriffe mit dem Gehilz als Wuchtwaffe = Klingengriff (z.B. Donnerschlag/Mordhau etc.)
  • Angriffe im Halbschwert! Durch die Unterstützung der zweiten Hand entstehen extrem starke Stiche.
  • Erzielte Treffer, wenn der Treffende dabei die Waffe nicht mehr festhält (z.B. Wurf oder fallendes Schwert)
  • Knaufstöße
  • Angriffe nach einem eindeutigem Abpfeifen / „Stopp“ oder auf dem am Boden liegenden Gegner

Doppeltreffer:
Werden gewertet:

  • Zeitgleiche (oder sehr kurz aufeinanderfolgende) Wirkungstreffer.
  • Zeitgleicher Treffer (leichte bzw. leichter+schwerer) wenn beide Kämpfer im „Vorteil“.
  • Zeitgleiches Verlassen der Kampffläche.
  • Zeitgleicher Verlust der Waffen.

Werden nicht gewertet:
  • Wenn der erste Treffer den zweiten zeitlich unmöglich gemacht hätte (z.B. Klarer Treffer auf Schlag,- bzw. Führungshand bzw. vor oder noch während der Beschleunigungsphase des Hiebs) . Ersttreffer gewinnt
  • Wenn ein Vorteil bzw. leichter Treffer gegen einen Wirkungstreffer steht. . Wirkungstreffer gewinnt

Doppeltrefferwertung und unentschiedene Kämpfe
Doppeltreffer werden durch gelbe Schärpen, die am Punktepult befestigt sind, für alle Richter und Kämpfer gut sichtbar dargestellt. Bei Doppeltreffer wird jeweils eine der Schärpen über das Pult nach vorne ausgehängt.
Gruppenphase:
Wenn in einem Kampf 3 Doppeltreffer erzielt werden, oder wenn bei einem Stand von 2:2 überhaupt ein Doppeltreffer erzielt wird, wird der Kampf als unentschieden gewertet. Beide Kämpfer erhalten keinen Punkt!
Endrunde:
Nach dem 3ten Doppeltreffer zählt der nächste Wirkungstreffer / 2 Vorteile als Siegpunkt. Aktueller Punktestand egal.

Gewonnene Kämpfe bzw. Kampfentscheidung
Der Kämpfer gewinnt:

  • Der als erster seine, für diese Rundenphase vorher festgesetzte, maximale Punktzahl erreicht.
  • Bei Disqualifikation seines Gegners.
  • Bei Nichtantreten des Gegners.

Die Kämpfe sind je nach Runde mit maximalen Siegpunkten gefüllt. (3 / 4 / 5 ).

Disqualifikation & Turnierausschluss
Der Hauptrichter erteilen in eigenem Ermessen Verwarnungen gegen Fechter, wenn entweder:

  • Eine der obigen aufgeführten, verbotenen Aktionen durchgeführt wird.
  • Gegen eine Anweisung eines Richters verstoßen wird.
  • Wiederholend versucht wird gegen Anweisungen oder Entscheidungen der Kampfrichter zu diskutieren.
Zum sofortigen Turnierausschluss bzw. Disqualifikation führen:
  • 3 Verwarnungen seitens der Hauptkampfrichter (während des gesamten Turniers).
  • Eine erkennbar absichtliche und vorsätzliche Gefährdung des Kampfgegners, erkannt von beiden Hauptkampfrichtern.
  • Deutlich erkennbare, absichtliche Angriffe auf dem am Boden liegenden Gegner nach Abpfiff oder „Stopp“ mit Verletzungsabsicht oder aus Wut / Rachsucht.

Kampfbeginn / Ende

Der Kampf beginnt:

  • Die Kämpfer (mit blauer und roter Schärpe ausgestattet) stehen einander in weiter Mensur gegenüber = 2 Schritte Kampfdistanz.
  • Der Kampf beginnt auf ein „Kämpft“ / „Fecht“ oder einem Pfiff aus der Trillerpfeife des 1.Hauptkampfrichters.

Der Kampf endet/stoppt:

  • Sobald einer der Kampfrichter mit der Trillerpfeife pfeift oder ein lautes STOPP ruft.
  • Ein Kämpfer den Kampf abbricht.
  • Ein Kämpfer die Kampffläche mit einem oder beiden Füßen verlässt oder seine Waffe verliert.
  • Darüber hinaus ist in den Vorrunden eine Maximaldauer von 5 Minuten für jeden Kampf festgelegt, nach deren Ablauf der Hauptkampfrichter abpfeift. Gewinner ist der nach Punkten führende Kämpfer. Bei Gleichstand ist der Kampf unentschieden.
  • Sobald die maximale Punktzahl pro Kampf erreicht wird (z.B. 3 Siegtreffer = 3:2)

Kampffläche:

Wir nutzen bei unseren Turnier eine Kampfflächen mit jeweils einem Quadrat von ca. 8x8 m. Gekennzeichnet mit farbigen Turnierklebeband am Boden.

Kampfrichter:

6 Kampfrichter je Kampf:
2 Hauptkampfrichter (1 davon Oberkampfrichter) 4 Seitenrichter (2 pro Kämpfer)

  • Der Oberkampfrichter (erkennbar am Richtstock) hält immer die letzte Entscheidungsgewalt inne.
  • Der 2te Hauptrichter „spiegelt“ den Oberkampfrichter.
  • Die 4 Seitenrichter beobachten die Kämpfer
  • Je 2 beobachten einen Kämpfer ihrer Farbe ob er trifft, wie er trifft oder getroffen wurde
  • Die beiden Hauptrichter stehen sich stets gegenüber und decken so beide Sichtlinien ab.
  • Die Hauptkampfrichter moderieren, messen die Zeit und zeigen die Punkte.
  • Jedem Kämpfer werden je 2 weitere Seitenrichter zugewiesen, die überwachen ob ihre „Farbe“, also ihr Kämpfer trifft oder getroffen wird. Seitenrichter erhalten Fähnchen, die der Farbe der Schärpe "ihres" Kämpfers entsprechen und beobachten seinen Kampferfolg. Kampfrichter versuchen, die Schwere und Wirkung eines Treffers zu ermessen (s.u.). Fahne nach oben ausgestreckt: voller Punkt, zur Seite ausgestreckt: halber Punkt, nach unten: kein Punkt gesehen. Handlung gegen Anweisung der Kampfrichter führt zu Verwarnungen

Turnierablauf

Gruppenphase:

  • Teilnehmer werden in Gruppen eingeteilt.
  • Kämpfer aus derselben Fechtschule / Verein werden wenn möglich auf verschiedene Gruppen verteilt.
  • Es kämpft in den Gruppen jeder gegen jeden.
  • Jeder Sieg in einem Gefecht bringt dem Sieger 1 Tabellenpunkt.

Die Gruppenstände werden wie folgt sortiert
1. Tabellenpunkte
2. Verhältnis von Treffer / Gegentreffer
3. Niedrigste Anzahl an Doppeltreffern
4. Bei dennoch auftretendem Gleichstand in Gruppen wird ein Kampf auf 1 Siegpunkt gefochten

Endrunde:
In der Endrunde gelten folgende Siegpunkte:

  • Ab dem Viertelfinale 4 Siegtreffer pro Kämpfer.
  • Im Finale 5 Siegtreffer pro Kämpfer.
  • Die Endrundenpartien werden den Gruppenständen nach ausgefochten.
  • z.B. 1ter Gruppe A gegen 3ter Gruppe B

Notwendige Ausrustung

Vorrausetzung fur Teilnahme:

  • Fechtfeder oder Schwert mit
    • flexibler Klinge
    • Abgerundeter, umgebordelter oder breiter Spitze
  • Fechtmaske 1600N
  • Hinterkopfschutz (seitlich und hinten voll abdeckend)
  • Halsschutz
  • Fechtjacke oder Gambeson (seitlich oder uberlappend geschlossen)
  • geeignete Handschuhe (LaCrosse, Eishockey, Escrima, Handschuhe fur historisches Fechten)
  • Tiefschutz fur Manner
  • Unterarm + Ellbogenschutz
  • Schienbein- und Knieschutz
Empfohlen:
  • Huftschutz
  • Oberschenkelschutz

Letztes Wort zu Treffern / Wertungen / Kampfrichterentscheidungen

Da wir weder über elektrische Fechtausrustung noch Videobeweis per High-Speed-Kamera verfugen - und dies auch nicht mochten - sind Trefferentscheidungen notwendigerweise von der menschlichen Wahrnehmung und dem Empfinden der Kampfrichter abhangig. Dabei kann das Auftreten von gelegentlichen Fehlentscheidungen oder schwer entscheidbaren Situationen nicht immer vermieden werden. Die Oberkampfrichter sind stets einem grosen Druck ausgesetzt. Sie haben immer das letzte Wort und mussen binnen Sekunden jede Situation entscheiden - manchmal selbst fur sie zweifelhafte oder strittige. Schnell zu einem Ergebnis zu kommen gewahrleistet aber dem Turnier einen stets flussigen und spannenden Ablauf.

Generell stellen wir die Freude am Fechten, den Sportsgeist und die Sicherheit der Teilnehmer vor unbedingten Realismus und den Streit um den letzten Punkt. Wir wollen vor allen Dingen gemeinsam Freude an unserem Hobby haben und mit Euch ein spannendes und interessantes Turnier ausfechten.

Auf ein gutes Turnier - Möge der Beste gewinnen! :-)







- 'Auch in den aufstrebenden Städten üben sich seit dem 12. Jhd. ehrbare und zeugnisfähige Handwerker-Bürger in der Fechtkunst; sie werden in den Quellen als "campiones", "gladiatores" und "pugiles" verzeichnet.' [ LexMA ] -