Waffen und Fechtstile

Entwicklung:
"Der Krieg ist der Vater aller Dinge" [Heraklit 540-480 v. Chr.]

Unbewaffnet
Unbewaffnete europäische Kampfkunst?
Die ältesten bekannten Darstellungen von Kampfkünsten sind aus dem Neolithikum (Neusteinzeit), 4000 bis 2000 v.Chr und stammen aus den Felsgrotten des Wadi Sora in der libyschen Wüste. Allkampfszene: Felszeichnung des Wadi Sora (Gilf Kebir) III. Höhle CIII (nach Khotert). Nat. Größe etwa 11 X 19.5 cm.
[Otto Hennig, Augsburg 1960 "Die ältesten bildlichen Darstellungen von Allkampfszenen"]

In Griechenland ist "Pankration" (griech. Allkampf mit Techniken wie z.B. Stoßen, Treten, Werfen, Bodentechniken, Hebeln, Würgen) bekannt und wird 648 v.Chr Bestandteil der olympischen Spiele. Auch in den Europäischen Ring- und Fechtmanuskripten des 14. bis 19. Jhd. finden wir reichhaltige Anleitungen zum Kämpfen(Fechten) ohne Waffen.

„Und wisse das alle hoebischeit kompt von deme ringen und alle fechten komen ursachlich und gruntlich vom ringen“
[Johannes Liechtenauer ca. 1389 GNM 3227a]

Obwohl ein jeder schwacher Ringer im Ernstfall einem Starken ebenbürtig ist, wenn er Behendigkeit und Mass, Kampfstücke und Mordstücke hervor nimmt, so hat der Starke im geselligen Ringen immer den Vorteil.
[Codex Wallerstein, ca. 1470]

Kampf- und Mordstücke sowie verborgende Stücke beinhaltet die Elemente die für eine Kampfkunst also einen Kampf ohne Regeln notwendig sind. Während in den Regularien des geselligen Ringens den sportlichen Wettkampf erst ermöglichen.

Bei Gladiatores haben wir Pugiles Urbanum (PUR) entwickelt, eine moderne Selbstverteidigung basierend auf historischen Quellen. Modern daher, dass wir auch heutige Bedrohungsszenarien und Waffen mit einbeziehen und undogmatisch trainieren. Basierend auf den Box- und Ringtechniken der mittelalterlichen und Frühneuzeitlichen Fechtmanuskripte (Ringeck, von Danzig, Talhoffer, Codex Wallerstein, Kal, Wurm, Dürer, Goliath, von Auerswald, Maier, Meyer und Petter) und modernen MMA sieht sich Pugiles Urbanum als optimale Ergänzung zu den bewaffneten Kampfkünsten und ist durch seine körperlichen Attribute auch als empfehlenswerte Basis zu bewerten.

Schwert und Schild/Buckler I33
Das Schwert ist eine meist zweischneidige Hieb- und Stichwaffe. Das Wort „Schwert“ ist aus dem althochdeutschen Wort swert oder auch swerd entstanden. Erste Schwertformen entstehen bereits in der Bronzezeit.
Bis zum 14 Jahrhundert wurde vor allem mit einhändigen zu führenden Schwert und zusätzlichem Schild gefochten - dem "Einhänder". Der "Einhänder" ist eine einhändig geführten Schwertformen mit einer relativ breiten, ca. 70 bis 110 cm langen Klinge und einem Gewicht um ca. 1 kg.
Das I.33 Manuskript, Inventarnummer; Tower of London manuscript I.33, Royal library Museum, British Museum No. 14 E iii, No. 20, D. vi. (auch als "Tower-Fechtbuch" bekannt), ist das älteste bekannte Fechtbuch des Spätmittelalters. Es wird von den meisten Fachleuten um das Jahr 1300 datiert. Wahrscheinlich ist es im Raum Würzburg von einem Mönch namens "Liutger" verfasst worden. Das I.33 beschäftigt sich ausschließlich mit Schwert und Buckler(kleiner Faustschild) Fechten. Im Gegensatz zum Fechten mit großen Schilden wird der Buckler vor allem zum Schutz der Schwerthand eingesetzt.
Bei Gladiatores wird neben dem I.33 auch das Bucklerfechten nach Andre Lignitzer, Paulus Kal und Hans Talhoffer als Quelle verwendet.

Langes Schwert
Ab dem 13. Jhd. tauchen die ersten großen Schwerter auf die mit zwei Händen zu führen sind. Diese spezielle Schwertform erlaubt kaum die weitere Nutzung des Schildes als Schutzwaffe. Damit mußte das Schwert auch für die Verteidigung genutzt werden. Dieser Schwerttypus dürfte auch auf die Entwicklung besserer und schwerer zu durchdringender Rüstungen zurückzuführen sein. Durch den längeren Griff war eine zu Hilfenahme der zweiten Hand möglich um den Schlag mehr Wucht zu verleihen. Diese langen Schwerter gab es in verschiedenen Ausführungen. Einmal mit einem nur etwas verlängerten Griff um die zweite Hand zur "Not" hinzu zunehmen - dem sogenannten Anderthalbhänder,ein Schwert das also auch einhändig z.B. vom Pferderücken aus genutzt werden kann. Und zum zweiten als Variante mit einem sehr langen Griffstück das unbedingt mit beiden Händen gegriffen werden musste und daher wahrscheinlich vor allem zu Fuß benutzt wurde. Als dritte Form könnte man die extrem langen Schwerter aufführen die auch Bidenhänder genannt werden. Diese Form entsteht aber erst im 16. Jhd.
Das "Lange Schwert" ist also schwer zu kategorisieren. In den Fechtbüchern des 14. bis 16. Jhd. finden wir jedoch für den Kampf zu Fuss ein zweihändig zu führendes Schwert das wir vor allem für unser Training verwenden. Es hat eine Gesamtlänge von ca. 120 cm bis 140 cm und wiegt etwa 1,2 bis 1,6 kg. Die Handschrift 3227a des Germanischen Nationalmuseums ca. 1389 gibt den ersten Hinweis auf die systematische Verwendung des "Langen Schwertes". Der Text verweist auf einen Fechtmeister namens Johannes Liechtenauer. Dieser hat die Fechtweise mit dem langen Schwert so beeinflusst das sein Name noch in den nächsten 200 Jahre in vielen Fechtmanuskripten Erwähnung findet. Jedoch auch Liechtenauer hat die Fechtkunst nicht erfunden so schreibt der Autor des Cod.ms.3227a das die Kunst des Schwertes "vor manchen hundert Jaren" entwickelt wurde. So hat Liechtenauer um die Fechtkunst zu erlernen selbst "manch lant durchfaren vnd gesucht durch der selben rechtvertigen vnd worhaftigen kunst wille"
Da wir in dieser Handschrift nur die Merkverse des Liechtenauer überliefert haben dient uns als Quelle die glossierten (erklärten) Manuskripte: Codex 44.A.8 sogenanntes Peter von Danzig Fechtbuch, Mscr. Dresd. C 487 Sigmund Ringeck. Darüber hinaus dienen uns der Cod.I.6.4o.2 der sogenannten Codex Wallerstein, und das Fechtbuch des Joachim Meyer als Hauptquellen unserer Interpretation des Fechtens mit dem Langen Schwert.
Das Fechten mit dem langen Schwert unterscheidet man in:
Bloßfechten: Der Schwertkampf ohne Rüstung („im langen Schwert“) und
Harnischfechten: Der Schwertkampf in Rüstung (das kurtz swert zw gewappenter hant („im kurzen Schwert zur gewappneten Hand“) – Codex 44A8)

Langes Messer
Messer sind die ältesten Waffen bzw. Werkzeuge. Es gibt sie in vielen unterschiedlichen Formen und Varianten. Das auschlaggebene Attribut ist die einschneidige Klinge und die Art des Heftes. Zum Beginn des 14. Jahrhunderts entstehen zivile "Hauswehren" oder auch "Bauernwehr" derer sich in Städten Adelige und Bürger, auf dem Land Bauern bedienten. Diese Waffen gehören zum Typus Messern und haben entsprechende Griffbefestigung. Die Hauswehren waren in der Regel kurz 20-60 cm, und leicht und hatte oft bereits einen Wehrnagel und keine oder nur sehr kleine Kreuzstangen.
Das Lange Messer ist eine Langversion der Bauernwehr, Länge etwa 1m Gewicht etwa 1 kg. Es hat in der Regel eine ausgeprägte Kreuzstange und einen Wehrnagel oder Ring. Das lange Messer findet in fast allen historischen Fechtbüchern eine Erwähnung und wird dort als effektive und beliebte Waffe des Nicht-Adels ausgewiesen. Uns dient die Handschrift Cgm 582 (1482) des Pfarrer Johannes Lecküchner und der Cod.I.6.4o.2 der sogenannten Codex Wallerstein als Hauptquellen unserer Interpretation des Fechtens mit dem langen Messer.

Dussack
Der Dussack oder Tesak ist eine Variante des Langen Messers mit gekrümmter Schneide. Der Dussack ist eine beliebte Fechtschulwaffe und zahlreiche Abbildungen, wahrscheinlich aus Holz oder Leder geferigte Übungswaffen oft mit Wehrnagel oder Ring, finden sich in unterschiedlichen Fechtmanuskripten. Wir verwenden das Fechtbuch Joachim Meyers als Hauptquelle zum Fechten mit dem Dussack.

Dolch/Messer

Stangenwaffen

Rapier







- 'Hie hebt sich an meister lichtenawers kunst des fechtens mit deme sw°te czu fusse vnd czu rosse / blos vnd yn harnüsche / Vnd vor allen dingen vnd sachen / saltu merke~ vnd wissen / das nür eyne kunst ist des swertes / vnd dy mag vor manche~ hvndert Jare~ seyn fvnden vnd irdocht / vnd dy ist eyn grunt vnd kern aller künsten des fechtens / vnd dy hat meist° lichtnaw° gancz vertik vnd gerecht gehabt vnd gekunst / Nicht das her sy selber habe~ fvnden vnd irdocht / als vor ist geschreben / Sonder / her hat manche lant / durchfaren vnd gesucht / durch der selbñ rechtvertigen vnd warhaftige~ kunst wille / das her dy io irvare~ vnd wissen welde / ' - (1389 Cod.ms.3227a, Transkription Dierk Hagedorn) -